Bis heute morgen haben wir im Hafen mit netter Nachbarschaft geankert. Je nach dem wie der Wind stand kamen entweder die Marina mit dem Ort Mindelo oder schrottreife Frachter in unser Blickfeld.
Zwei Tage nach uns lief ein havariertes kleines Segelschiff in den Hafen ein.
Ein junges Pärchen aus Holland war im Sturm durchgekentert und sie haben ihren Mast verloren. Zum Glück waren die beiden eingepickt und blieben so mit ihrem Schiff verbunden. Sie haben sich zu helfen gewusst und den Genuabaum als Notmast aufgestellt, an dem sie ein kleines Segel setzen konnten. Zusätzlich hat ein Frachter auf hoher See ihnen Diesel übergeben. Mit dem letzten Tropfen im Tank sind sie in die Marina eingelaufen.
Im Vergleich dazu sind wir glimpflich davon gekommen. Einzig unsere eingerissene Genua musste zum Segelmacher.
Auch wenn man es kaum glauben kann, Erika kam auch noch mit ins Dingi.
In Mindelo gibt es mehrere Märkte und die Straßen sind von Kleinhändlern bevölkert. Manche haben nur einen Salatkopf und ein paar Bananen im Angebot.
Die Menschen sind arm, die Arbeitslosigkeit ist groß und die Lebensmittelpreise sind recht hoch, weil fast alles importiert werden muss. Trotzdem ist das Straßenbild bunt, überall gibt es Musik und die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit. Wenn man wie die Einheimischen eine Cachupasuppe isst, wird man für nur einen Euro satt!
Mit einem Aluguer, einem Sammeltaxi, unternahmen wir eine rasante Fahrt über holprige Pisten in ein abgelegenes Fischerdorf. Dort ist die Zeit stehen geblieben. Mir uns kehrten die Frauen mit ihren Einkäufen beladen in ihr Dorf zurück. Auch Wasser wird von ihnen in Kanistern auf dem Kopf von der Wasserstelle geholt.
Von dort unternahmen wir eine Wanderung durch eine karge Steinwüste zum Badeort Baia dos Gatas.
Am Abend kamen wir zurück in das weihnachtlich geschmückte Mindelo.
Da unsere Wassertanks komplett leer waren und wir unsere Trinkwasserreserven nicht anbrechen wollten, haben wir die Barbaco heute von ihrem Ankerplatz in die Marina verholt. Seit drei Tagen weht ein heftiger Wind, der uns und alles mit feinem Saharasand bedeckt und die Sicht auf wenige Meilen begrenzt.
Das hört sich gut an. Die Holländer bewundere ich mit so einer Nussschale in die weite Welt. Wie ich lese scheint euer Wassermacher immer noch im unbefristeten Streik zu sein. Vielleicht nutzt es ja etwas, wenn ich bei Kathadyn einmal Dampf mache, oder habe ich da etwas falsch verstanden. 🙂
Beste Grüße und eine schöne Vorweihnachtszeit
Norbert