1.600 sm bis Recife / Brasilien

Alle Vorbereitungen waren erledigt, wir mussten nur noch kurz bei der Tankstelle Wasser und Diesel bunkern. Grrch!!! Der Skipper flucht und gibt rückwärts Vollgas! Puh, das war knapp – wir sind im Hafengebiet auf ein Unterwasserwrack aufgelaufen. An Bord der Barbaco hat es ordentlich gescheppert! Gut, dass sie stabil gebaut ist. Bevor man zum Tanken fährt sollte man in Zukunft immer nochmal einen Blick auf die Seekarte riskieren!
Unseren Atlantiktörn nach Brasilien starteten wir gemeinsam mit drei weiteren Segelschiffen. Schon in der ersten Nacht hat sich unsere kleine Flotte auf dem großen Ozean verteilt. Einzig die Nosy Be und die Barbaco blieben auf der ganzen Strecke zusammen. Mit den beiden anderen hatten wir drei mal täglich zu festen UTC-Zeiten über Amateurfunk Kontakt.

Für die ersten Tage hatten wir vorgekocht. Gleichzeitig hofften wir auf den einen oder anderen frischen Fisch.
Nachdem wir unsere Angelausrüstung immer weiter verbessert haben – besserer Köder, der abgebissen wurde – ein neues Stahlvorfach, das auch abgebissen wurde – schließlich ein Superköder an einer stärkeren Leine ,damit sollte es endlich klappen! Falsch gedacht! Eines Morgens war die ganze Angel samt Halterung und mit dem supergroßen teuren Köder verschwunden. Muss ein größerer Fisch gewesen sein, der jetzt mit unserer Angel umherschwimmt.

Uns blieb nur noch ein wenig Angelschnur und unser letzter Köder.

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Erfolgreicher war Bernhard auf seiner Nosy Be. Er hat uns in einem Rücksack, den er an eine Schwimmleine gebunden hat, einen Teil seiner Beute übergeben, einen leckeren Wahoo.

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Auf der Strecke bis zum Äquator hatten wir wenig Wind und kamen nur langsam voran. So musste der Dieselmotor immer wieder nachhelfen. Zwar hatten wir 360 l Diesel im Tank und zusätzlich 60 l in Kanistern an Deck festgelascht, aber langsam machten wir uns Sorgen, dass der Dieselvorrat am Ende nicht reichen könnte.
So versuchten wir durch gegenseitiges Abschleppen Treibstoff zu sparen. Der gewünschte Effekt blieb leider aus, aber wir haben zumindest das Schleppleinenübergeben auf hoher See geübt. Wer weiß wofür es einmal gut sein wird.

Bei wenig Wind und täglich steigenden Temperaturen ging es gemütlich weiter Richtung Südwest. Die Zeit verbrachten wir mit Funkgesprächen, dem Einholen von Wetterberichten über Amateurfunk, viel Lesen und ein bisschen Workout, um unser Dosenfutter besser zu verdauen. Ab und zu mal nahmen wir ein Atlantikbad im 28 grad warmen dunkelblauen Wasser und konnten Wale und Delfine aus nächster Nähe beobachten.

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Diesmal gab es für uns keine Weihnachtsgans und kein Silvestermenü. Nicht mal das obligatorische Feuerwerk, denn wir hatten keine abgelaufenen weißen Signalraketen an Bord. Satt dessen gab es unter dem Sternenhimmel ein Minibuffet.

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Genau am Neujahrstag 2015 haben wir dann bei Sonnschein den Äquator überquert.

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Zur Feier des Tages gab es die passenden Drinks – Sabine, Martina und Michael sei Dank!
Auch eine Flaschenpost ging von hier aus auf eine große Reise.
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Nach weiteren Tagen auf See, der Passat hatte uns dann doch endlich vorangetrieben, entschlossen wir uns, einen kleinen Zwischenstopp zur Erholung und zum Beine vertreten auf dem brasilianischen Archipel `Fernando de Noronha` einzulegen und uns ein bisschen zu Verproviantieren. Wir ankerten vor einer beeindruckend schönen Küste , machten das Schlauchboot klar und betraten brasilianischen Boden. Das erste Problem ließ nicht lange auf sich warten, es gab in dem Hafen keinen Bankomat weit und breit. Auch unsere guten Euros wollte keiner haben. An einer Tankstelle erregten wir anscheinend so viel Mitleid, dass wir einen Reaisgeldschein geliehen bekamen, um mit dem Bus in den nächsten Ort zu einem Bankomat zu fahren. Leider hat uns die Santanderbank kein Geld gegeben. Der einzig englischsprechende Mensch vor Ort organisierte uns ein Buggy-Taxi um weitere Banken abfahren zu können. Erst am Airport konnten wir mit unserer Karte Geld ziehen. Puh, das war geschafft!

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Weiter ging es zum Einklarieren ins Hafenmeisterbüro. Mit unserer Verständigung hat es nicht so recht geklappt. Wir hatten den Eindruck die ersten ausländischen Segler zu sein. Ein Berg von Formularen musste bearbeitet werden, nach und nach kamen weitere Personen in das Minioffice, Formulare wurden zerrissen, neue ausgegeben, kopiert, falsche Unterlagen wurden zusammengetackert, wieder von vorne…Auch die Polizei in Shorts und Turnschuhen hat kein Wort Englisch verstanden, ein weiterer Polizist in Badehose und Flipflop an sandigen Füßen wurde herbeigerufen, durfte stempeln und hat uns für den nächsten Morgen wieder einbestellt. Am nächsten Tag erschien wieder ein anderer Oberboss mit Formularen und machte dann die Rechnung auf. Wir waren gelinde gesagt `schockiert`! Für uns zwei 170 Euro für 2 Nächte vor Anker, ohne Taxidienst, Elektrizität und Wasser. Unglaublich! Wir wollten ursprünglich einige Tage bleiben, aber das hat sich schnell erledigt. Also wieder zum Airport Geld ziehen und nachmittags ein weiteres Date im Büro zum Ausklarieren. Wieder waren Hafenmeister, Polizei und Zoll zur Stelle. So kann man auch seine Urlaubstage rumbringen. Aber wir haben auch einige schöne Ecken der Insel gesehen und die Leute waren alle supernett. Ein spektakulärer Sonnenuntergang im Westen, kurz danach ging der Vollmond im Osten auf und um uns herum sprangen hunderte Delfine.

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Endlich passte der Wind und nach weiteren drei Tagen auf See sind wir vorgestern in Recife angekommen.
Wir hatten auf der gesamten Reise kein einziges technisches Problem. Juchhu!!
Benötigt haben wir für die 1600 sm zwei Wochen, drei Tage und 21,5 Stunden. Der Motor musste dabei 109 Stunden nachhelfen.
Zur Zeit liegt die Barbaco in der Marina „Cabanga late Clube“. Die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit. Außer einem italienischen Segelschiff, das gleichzeitig mit uns aus Kapstadt angekommen ist, gibt es hier keine Ausländer. Mit ihnen wollen wir heute Abend am Swimmingpool grillen.

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6 Antworten zu 1.600 sm bis Recife / Brasilien

  1. Sabine schreibt:

    Ja dann frohes neues Jahr und herzlich Willkommen auf der anderen Seite der Welt. Es freut mich sehr, dass ich euch die Überfahrt über den Äquator versüßen konnte! 🙂

    Viele Grüße an die Delfine,
    Sabine

  2. Barbara the desk-sailor schreibt:

    Hi, Ihr Neu-Amerikaner,
    seit Freitag kreise ich wie eine hungrige Möwe um Eure Barbaco-Seite
    und jetzt: FANFAAARE!
    Der Jahresauftakt ist Euch ja schon mal prima gelungen, und die Brasilianer lernen den Bürokraten-Samba mit Stempel-Hebefiguren bestimmt auch noch.
    Ich freue mich jedenfalls schon auf jede Menge „aventura brasiliera“ zwischen Bossa Nova und Caipirinha.
    Schön, dass es Euch nun wieder gibt!
    Até breve um grande abração
    B&B

  3. Greta Elster schreibt:

    Hallo,ihr Zwei!
    Das mifiebern und Daumen drücken hat vielleicht mitgeholfen um sicher am Ziel anzukommen?!
    Auf jeden Fall seht ihr auf den Fotos super aus und euer Bericht war sehr interessant.
    Ende dieser Woche starte ich ja mit einem“etwas größeren Schiff“gen NEUKALLEDONIEN und freue mich auch riesig darauf!
    Laßt es euch weiterhin recht gut gehen und seid herzlichst gegrüßt von eurer Greta aus Sydney

  4. Denecke schreibt:

    Hallo, liebe Weltumsegler,
    am Strand von Sao Vincente lernten wir uns im Wasser kennen. Nochmals danke, für die Möglichkeit Euch so verfolgen zu können.
    Weiterhin eine gute Reise und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel, nicht so wie beim tanken!!! Wir werden Euch weiter verfolgen.
    Viele Grüße von Helga und Wolfgang aus Lüneburg

  5. norbert200 schreibt:

    Frohes Neues ihr beiden.Brasilien ist ein Land in dem man echt was erleben kann. Unabdingbar ist ein Essen in einer Churasceria. Fleisch bis zum abwinken, aber Vorsicht die Beilagen stopfen und man kommt nicht bis zu den Leckereien, die am Ende kommen.Passt auf, dass ihr keine Papiere oder Geld in der Hosentasche habt. Tasche aufschneiden und weg ist die Kohle. Haltet euch von Farfellas fern, aber was sag ich. Ihr wisst das sowieso. Ein letzter Tip aus eigener Erfahrung:Passt auf mit Wasser vor Ort auch in Hotels. Die Kläranlage mündet in der Regel unmittelbar neben den Zapfstellen ins Wasser. Montezuma lässt da schön grüssen.
    Ansonsten genießt die Zeit. Lasst euch von einem geilen Land inspirieren und haltet die Ohren steif. Cool finde ich auch, dass nichts kaputt gegangen ist. In diesem Sinne bin ich froh, dass der erste lange Schlag geglückt ist.Grüsse aus der Heimat
    Norbert

  6. Ruth Ulrich schreibt:

    Liebe Freunde,
    auch wir sind froh, dass die Nachrichtenstille erst einmal beendet ist. Vielen Dank für den ausführlichen Törnbericht. Die Havarie zu Beginn des Törns war dank der robusten stählernen Bauweise mit Langkiel glimpflich ausgegangen. Bei den weit verbreiteten Joghurtbechern hätte es sicherlich anders ausgesehen. Wir beneiden Euch nun um die vielen Geschmackserlebnisse wie reife Mangos, reife Papayas und frische Kokosmilch (wir hatten immer einen Flachmann mit Rum dabei gehabt, um sofort einen bekannten Drink zu zaubern). Die hohen Liegegebühren auf dem Archipel waren sicherlich nicht auf den vorweggenommenen Kursrückgang des Euros zurückzuführen. Ihr habt dadurch einen besonderen „Schutz“ genießen dürfen, was man leider immer öfter hört. Über die Sicherheitsprobleme in diesem Teil der Welt hat real-sailor Norbert ja schon hingewiesen. Eisgekühltes Bier aus Dose oder Flasche geht eigentlich immer, weil da die supergefährlichen Eiswürfel fehlen. In französischen Zeitungen wird jetzt öfters über das Auftauchen der Tigermücke in deren dortigen Departements mit der Gefahr des Chikungunya-Fiebers berichtet. Die Bordapothekerin sollte sich vielleicht rechtzeitig mit Autan eindecken. Und für den Fall, dass Euer Wassermacher wieder ausfällt, haltet euch an den Spruch an einem provencalischen Brunnen: sauvez de l’eau, buvez du vin!

    Für das gerade begonnene Jahr 2015 wünschen wir Euch weiterhin gute Fahrt und das notwendige Wasser unterm Kiel.

    Liebe Grüße von Jochen und Ruth

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