Ecuador, das Land am Äquator

Ecuador ist eine Republik im Nordwesten von Südamerika zwischen Kolumbien und Peru und hat etwa 16 Millionen Einwohner. Nachdem wir schon Peru bereist hatten und ganz begeistert waren wollten wir noch ein weiteres südamerikanisches Land kennenlernen.

Wir starteten in Guayaquil, der größten Stadt des Landes, dem wichtigsten Wirtschaftszentrum und bedeutendsten Überseehafen.

Durch eine neue Stadtphilosophie: Beleuchtung, Bewachung und Bewahrung hat sich das ganze Stadtbild zum Positiven verändert. Für uns war die Präsenz der bewaffneten Wachleute anfangs etwas ungewohnt, aber sie hat doch sehr zu unserem Sicherheitsgefühl beigetragen. Erstaunt waren wir auch über die enorme Sauberkeit der Straßen, überall stehen Mülleimer, oft sogar mit Mülltrennung, und die Bewohner machen auch davon Gebrauch.
Herzstück ist die lange Uferpromenade am Rio Guayas, der „Malecon“, mit Restaurants, Cafes, dem altehrwürdigen Yachtclub, Kunstinstallationen, Denkmälern diverser Befreiungskämpfer, einem Kinderfreizeitpark, Museen, Theater und einem schön beleuchteten Riesenrad. Am Anfang des Malecon steht der Palacio de Cristal, eine Stahlkonstruktion, die vor etwa 100 Jahren aus Brüssel importiert und von Eiffel oder einem seiner Schüler konstruiert worden war. Früher wurde hier der Markt abgehalten, heute wird zeitgenössische Kunst dargeboten.

Am nächsten Tag besuchten wir den Parque Seminario vor der großen neugotischen Kathedrale. Dort lebt mitten in der Stadt eine Kolonie von etwa 300 grünen Landleguanen, die ihre natürliche Heimat nie verlassen haben – vor 200 Jahren war dieser Stadtteil noch Mangroven – und Schwemmland. Jeden Tag um 12 Uhr klettern die zahmen Wildtiere von den Bäumen, weil sie von den Hoteliers und Gemüsehändlern gefüttert werden, nachts kehren sie wieder auf ihre Schlafplätze zurück.

Anschließend ging es keuchend die 400 Stufen hinauf zu dem grünen Hügel der heiligen Ana, dem ersten besiedelten Ort von Guayaquil, vorbei an kleinen bunt gestrichenen Holzhäusern, Galerien und Kneipen bis zum Leuchtturm, von wo man eine herrliche Aussicht auf den Fluss und abends auf die hell erleuchtete Metropole hatte.

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Weiter ging es mit dem Bus nach Cuenca, der viertgrößten Stadt und UNESCO – Weltkulturerbe. Sie liegt auf 2530m Höhe in einem Hochlandbecken und wird gern als Perle Ecuadors bezeichnet.

Wir waren auch ganz beeindruckt von der Altstadt mit ihren großzügigen zweistöckigen republikanischen Häusern und Palästen und den versteckt liegenden Patios. Im alten Viertel stehen 19 Kirchen, etliche Klosteranlagen, unzählige Kneipen, Eisdielen und Cafes,- Süßes wird in diesem Land sehr gern und reichlich konsumiert.

Nach einer kostenlosen Stadtführung ging es zum Abschluss noch in das interessante Sombrero-Museum, wo uns die Herstellung der Panamahüte gezeigt wurde.

Der Panamahut kommt nämlich nicht aus Panama, sondern aus Ecuador, denn nur im nördlichen Küstentiefland wächst die Toquillapalme, deren Blätter zum Flechten verwendet werden. Die Herstellung ist sehr aufwändig: die frischen Blätter werden gekocht, in der Sonne getrocknet, gebleicht, mehr oder weniger schmal gespleißt und dann von Frauenhand geflochten. Je feiner die Fasern sind, desto enger können sie geknüpft werden, desto arbeitsintensiver ist der Vorgang und desto teurer wird das Endprodukt. Der Huttorso wird in Form gebracht, die Krempe angesetzt und zum Schluss wird der Hut noch gewaschen, gefärbt, gebügelt und mit einem Schmuckband versehen.

Einen Strandtageshut bekommt man schon für 5$, ein „fino“ kostet 40 bis 80$ und für einen guten „superfino“ muss man über 200$ berappen, in New York zahlt man dafür bis zu 1000$. Ein „superfino“ ist ein Kauf fürs Leben, er ist resistent gegenüber Sonne und Wasser und kann eingerollt in einem Holzkästchen transportiert werden.

Nachdem der Panamahut des Skippers im Laufe der Zeit ziemlich gelitten hatte, – war halt nicht die Superqualität! – musste ein neuer angeschafft werden. Wir sind schon gespannt, wie er nach dem Ausrollen aus dem Kästchen aussehen wird.

Von Cuenca ging es weiter ins Hochland nach Riobamba, das 2750m hoch liegt, ein agrarwirtschaftliches Zentrum bildet und besonders als Basislager für Besteigungen der vielen Vulkane genutzt wird. Ecuador hat 47 Vulkane, von 3485m Höhe angefangen bis zum Chimborazo mit 6310m, der ständig schneebedeckt, aber erloschen ist. Daneben gibt es einige noch aktive Vulkane, wie z.B. der Cotopaxi, und der Tungurahua und der Sangay, die sich in unmittelbarer Nähe von Riobamba befinden.

Samstag ist Markttag und schon zum Frühstück werden die köstlichen knusprig gegrillten Schweine verzehrt. Daran kann man sich wirklich gewöhnen, im Gegensatz zu den Bohnen-Mais-Reis- gerichten mit Huhn oder undefinierbaren Schweineteilen, die schon morgens serviert werden.

Mit dem Taxi fuhren wir zum Chimborazo auf 4800m, um dann 90 Minuten bis zur Lagune auf 5100m Höhe aufzusteigen, der Nebel wurde immer dichter, dazu kam die ungewohnte Kälte und ein eisiger Wind. Oh mein Gott, war das anstrengend, sogar als Nichtraucher haben wir kaum die Luft herbekommen.

Der Abstieg zum Taxiparkplatz war dagegen mühelos. Zurück fuhren wir durch die einzigartige Paramo-Vegetation, eine Gras- und Ödlandschaft unterhalb der Schneegrenze. Dort oben wachsen Grasbüschel, Polsterpflanzen und niedrige Sträucher und nur Vikuniaherden finden in dieser Höhe noch ausreichend Nahrung.

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Auf der Rückreise in die Stadt kamen wir an einem Tiermarkt vorbei, bei dem Pferde, Kühe und Schweine ihre Besitzer wechseln. Diese neu erworbenen Schweinchen wollten partout nicht ins fremde Auto einsteigen!

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Eine Nacht verbrachten wir in Alausi, um mit der Schmalspureisenbahn die berühmte „Teufelsnase“ zu besichtigen. Leider wird nur noch ein kurzes Teilstück der Strecke befahren, weil durch Erdrutsche die Hauptverbindungsstrecke verschüttet ist.

Ein Abstecher von der Panamericana brachte uns nach Banos, einem Touristen- , Wallfahrts- und Badeort mit Thermalquellen. Das Städtchen liegt am Fuße des aktiven Vulkans Tungurahua und musste in jüngerer Zeit schon mehrfach evakuiert werden. Auch wir konnten auf einer unserer Wanderungen den Ausstoß von Lava und Asche beobachten.

In Banos übernachteten wir in einem Backpackerhostal, wir waren natürlich die Ältesten, aber das hat uns und die Youngsters nicht weiter gestört. Auf die zahlreichen Backpacker ist hier auch das Adventure-Angebot zugeschnitten : Bungeejumping, Rafting, Canopy, Canyoning, Zipline, geführte Treckingtouren in die Bergwelt oder in das östlich der Cordillieren gelegene Amazonasgebiet.

Wir bevorzugten eine Radtour, die Ruta de las Cascadas entlang des Flusses Pastaza, der sich tief in einer steilen Schlucht entlang schlängelt und in den beidseitig Wasserfälle von den Bergen stürzen.

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Eine Spezialität in Banos sind die bunten zuckersüßen Bonbons, die hier auf der Straße aus einer farbigen Zuckermasse hergestellt werden, die mehrfach über einen Ast geschlagen und lang gezogen wird. Anschließend werden sie als Bonbons abgetrennt und teils mit Nüssen verfeinert.

Auf der Straße der Vulkane ging es in nördlicher Richtung weiter nach Quito, der mit 2850m am höchsten gelegenen Hauptstadt der Welt. Sie hat einen kolonialen Stadtkern, zahlreiche Klosteranlagen mit Kreuzgängen und hübschen Innenhöfen, Kirchen aus verschiedensten Epochen, renovierte Stadthäuser und eine schöne Plaza Grande, an deren Seiten die imposante Kathedrale, der Präsidentenpalast, das Rathaus und der erzbischöfliche Palast stehen.

Das Wahrzeichen der Stadt, die Statue der Jungfrau von Quito, überragt von dem Vulkankegel El Panecillo aus die Altstadt. Auf dem Weg dort hinauf wurden wir von einem peruanischen Journalisten gewarnt, weil auf dem Treppenaufgang schon etliche Raubüberfälle stattgefunden haben. Gelesen hatten wir auch schon darüber, also waren wir vernünftig und nahmen den Umweg über eine belebte Straße. Er gab uns auch den Tipp, gleich von oben mit dem Bus zum „Mitad del Mundo“ zu fahren, der „Mitte der Welt“.

Den Äquator mit der Latitude 0 Grad 0`0„ markiert ein Platz mit einem stattlichen Denkmal und einer gelben Äquatorlinie. Leider musste man nachträglich feststellen, dass auf Grund eines Messfehlers der französischen Wissenschaftsexpedition diese Linie circa 240m neben dem wahren Äquator liegt.
Natürlich mussten wir diese Linie begutachten, und wirklich erhielten wir im Museo del Sitio Inti Nan eine interessante und lehrreiche Führung. Nach Einblicken in die Indiokulturen mit Schrumpfköpfen, Flora und Fauna, Handwerkskunst und die Lebensweise der Amazonasindios durften wir verschiedene Versuche durchführen. Ein Wasserbecken wurde direkt über der Linie geleert, das Wasser floss ohne Strudel ab, 3m nördlich der Linie zeigte sich das Ablaufen gegen den Uhrzeigersinn, während 3m südlich der Wasserstrudel im Uhrzeigersinn ablief.
Andere Versuche waren nicht so überzeugend: Kräftemessen auf dem Äquator und ein paar Meter daneben, mit geschlossenen Augen auf der Linie laufen hat genauso wenig funktioniert wie zuhause. Jedoch konnte der Skipper auf der 0-Linie ein rohes Ei auf einem Nagel platzieren, was angeblich nur wenigen Menschen gelingt!! und er erhielt später zusätzlich zu dem Äquatorstempel im Pass, den sich jeder geben lassen kann, noch ein „Eierdiplom“!

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Ganz in der Nähe des „Mitad del Mundo“ liegt die Caldera des erloschenen Vulkans Pululahua, auf dessen fruchtbarem Kraterboden große landwirtschaftliche Flächen genutzt werden. Der stundenlange Abstieg und vor allem der mühsame Aufstieg erschien uns zu anstrengend und wir genossen zusammen mit den Schulkindern, die uns weitaus interessanter fanden als den Krater, den weiten Ausblick ins Tal.

Nach Quito machten wir uns so langsam wieder per Bus auf den Heimweg. Wir wählten die Strecke von Latacunga in der Sierra über Quevedo, das im Küstentiefland liegt nach Manta an der pazifischen Küste.
Viele Stunden lang zogen bei uns die herrlichsten Landschaften vorbei. Anfangs ließen wir das Andenpanorama mit den Vulkanen, deren Gipfel sich leider hinter Wolken versteckt hatten, hinter uns, weiter fuhren wir in den Zwergwald, Nebelwald, immergrünen tropischen Bergwald bis hinunter zum immergrünen tropischen Regenwald und schließlich zur Küste.
In der Nähe der Küste werden Bananen und Kakaobohnen angebaut und riesige Palmplantagen zur Palmölgewinnung stehen beidseitig der Straßen. Je tiefer wir kamen und je mehr wir uns der Küstenregion näherten desto heißer wurde es, weit über 30grad. Kilometerlange einsame Strände begleiteten uns schließlich Richtung Süden bis zur Barbaco.

Bevor Erika nach Hause fliegt werden wir vielleicht noch einmal einen Tag am Strand verbringen, wenn alle Vorbereitungen zur Abreise über den Pazifik abgeschlossen sind.

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