Bei den Vögeln im Chesterfield Reef

Unsere letzten Tage in Vanuatu verbrachten wir vor dem Resort Aore mit Relaxen am Strand. Wir schnorchelten direkt vom Strand aus in einem Reef mit zahlreichen bunten Fischen und behäbigen Seegurken, farbigen Korallen, Schwämmen und blauen Seesternen. Von dem Resort durften wir uns auch die Kanus ausleihen und die Küste mit den Mangroven entlang paddeln. Erstmalig versuchten wir es mit Stand-up-Paddling und es hat bei dem absolut ruhigen Meer ganz gut geklappt.

Am vorletzten Abend nahmen wir an einem BBQ teil, das unter Palmen, bei Vollmond und imposantem Sternenhimmel von einer einheimischen Bambooband begleitet wurde. Ganz besonders beeindruckend war die Aufführung von „Water-Music“, einem traditionellen Brauch der Frauen der nördlich gelegenen Banksinseln.
Dabei stehen die Frauen des Dorfes bis zu den Hüften im Meer und schlagen rhythmisch und kraftvoll auf das Wasser, wobei sie durch die differenzierte Art und Weise ihrer eintauchenden Hände verschiedene Klanghöhen erzeugen können. Das Ganze hat angeblich keinen tieferen Sinn, es macht einfach nur Spaß, allen Beteiligten und den Zuschauern! 🙂

Nachdem wir uns bei der Hafen-, der Einwanderungsbehörde und beim Zoll abgemeldet und entsprechend gelöhnt hatten brachen wir bei schönstem Sonnenschein und kräftigem Wind von Luganville auf.
Es wurde ein rasanter Segeltörn über 4 ½ Tage und 5 Nächte. Unser Spitzen-Etmal betrug trotz gerefftem Groß 147 sm. Wir waren so schnell, dass wir sogar die Genua noch weiter reffen mussten um Geschwindigkeit raus zu nehmen und nicht bei Dunkelheit im Chesterfield Reef anzukommen.

Die Seekarten sind in dieser Gegend sehr ungenau! Beispielsweise gibt es in der Position 19-08S und 159-57E laut unserer C-map Karte eine Insel. Laut der Navionics Karte nicht und tatsächlich haben wir bei unserer Vorbeifahrt auch keine Insel entdecken können.
Um das Segeln in diesen Gewässern etwas sicherer zu machen kursieren deshalb unter den Seglern Positionsangaben über Gefahrenstellen und Riffpassagen.

Beim ersten Licht fiel der Anker vor dem grandiosen hufeisenförmigen Riff mit Blick auf flache hellsandige Inseln, die teils von Brandungswellen überspült wurden. Wir hissten die französische Gastlandflagge, weil Chesterfield Reef zu Neukaledonien gehört. Vorab mussten wir uns schon per Mail von Noumea die Genehmigung einholen, hier an diesem unberührten Fleckchen im Nirgendwo ankern zu dürfen.

Schon unterwegs machten wir Bekanntschaft mit frechen Blauschnäbeln, die nachts auf unserer Solarpaneele lautstark Kämpfe ausfochten und nicht zu vertreiben waren. Am nächsten Morgen mussten wir die Paneele erst einmal gründlich von ihren Exkrementen reinigen, damit der Solarstrom wieder die Batterien speisen konnte.

Mit uns ankerten vier weitere Yachten, die aber alle am nächsten Morgen nach Australien aufbrachen, um noch schnell vor der angesagten Schlechtwetterfront das Festland erreichen zu können.
Leider herrschte an unserem Ankerplatz drei Tage lang so ein starker Wind, dass an einen Landgang mit unserem „Problem“- Mercury Außenborder nicht zu denken war. Vorallem, nachdem wir dann alleine waren, konnten wir das Risiko, bei ausfallendem Motor trotz Paddeln aufs offene Meer getrieben zu werden, nicht eingehen.
Gott sei Dank kamen wieder drei neue Yachten hinzu und der Wind hatte endlich merklich nachgelassen.
No risk- no fun!! Mit Trillerpfeife und Signalhorn bewaffnet tuckerten wir los, immer direkt dem Wind entgegen. Die Sonne brannte schon früh vom blitzblauen Himmel herunter, so konnten wir bei Niedrigwasser gut die zahlreichen Untiefen mit den Korallenköpfen – „Bommies“ – genannt, umfahren.

An Land bot sich uns ein spektakulärer Anblick von heiler unberührter Natur.

Unzählige Albatrosse, rotfüßige Tölpel, Seeschwalben und weitere uns unbekannte Vogelarten brüteten im Sand ihre Eier aus, nisteten gemeinsam im dürren Gebüsch oder versorgten ihre flaumigen Küken, die teils schon stattliche Größen angenommen hatten. Es war wirklich grandios, wir konnten bis auf einen Meter an sie herantreten und sie beobachten, sie ließen sich nicht stören. Anscheinend haben sie uns in ihrer Vogelwelt mit keinerlei Bedrohung in Beziehung gebracht.

Bei unserer Erkundungstour über die Riffkante konnten wir im Sand auch die tiefen breiten Spuren der Schildkrötenweibchen erkennen, die erst nachts aus dem Meer an Land kriechen, um an geschützten Stellen ihr Eigelege einzubuddeln. Die Spuren laufen teils kreuz und quer durch den Sand und sehen aus wie die Spuen einer Schneeraupe, die planlos ihre Bahnen gezogen hatte.
Klaus hatte sogar das Glück, eine Schildkröte zu beobachten, die gerade aus dem Meer kriechen wollte, aber sie hatte anscheinend gleich gemerkt, dass sie sich in der Tageszeit vertan hatte und verschwand wieder im nassen Element. Erika kletterte unterdessen über Steine und Felsen und vertrieb viele scheue bunte Krebse, wurde aber selber von einer armdicken Wasserschlange fast zu Tode erschreckt, als diese mit ungeheurer Geschwindigkeit zwischen den Steinen hervorschoss und schlängelnd ins Meer floh.

Auch der Blick vom Sandhügel auf beide Seiten des Riffs war einfach unbeschreiblich. Die verschiedensten Wasserfarben, die dunklen Untiefen, der helle Sand, der erstaunlicherweise ganz sauber und frei von Vogelscheiße war, obwohl es bei unserem Anlanden schon kräftig nach Guano gestunken hatte und dazu strahlte die Sonne vom blauen Himmel. Am Strand lagen Korallenabbrüche, Muscheln jeder Form und Größe, versteinerte runde Schwämme, angeschwemmte Hölzer und viele Kokosnüsse, dazwischen türmten sich die aufgeworfenen Sandhügel der Krebse, die sich vor der Hitze in tiefen Löchern verborgen hatten.

Nach zwei Stunden mussten wir wegen des Ansteigen des Meeresspiegels zu unserem Dingy zurück und kamen tuckernd glücklich und zufrieden wieder bei der Barbaco an. Ein rundum perfekter Tag!!

Ein Paradies für Amateurfunker war das Chesterfield Reef nicht. Zu Remotestationen in Australien und Neuseeland konnten wir leider keine Verbindung herstellen!? Es blieb einzig eine Station auf Hawaii, KH6SP auf 10141,5, über die wir an einem Abend mal einen Wetterbericht und Mails erhalten konnten!

Ein Yachtie neben uns hat die anderen Segler mit frisch gefangenem Tuna erfreut, den wir uns auf verschiedene Art zubereitet haben. Dummerweise hat er, ein passionierter Taucher, uns auch erzählt, dass um sein Boot ein drei Meter langer Tigerhai herumgeschwommen war. Diese Tigerhaie können auch für den Menschen sehr gefährlich werden, allerdings aber n u r , wenn sie Hunger haben. Darauf hin verzichteten wir auf unser erfrischendes Bad; man weiß ja nie und außerdem kennen wir ihre Essenszeiten nicht. 😉 Ein ca. zwei Meter langer Hai hat auch mal die Barbaco umrundet!
Das Chesterfield Reef war für uns ein absolutes Highlight. Es wäre zu schade gewesen, wenn wir wegen des stürmischen Wetters nicht an Land hätten gehen können.

Wegen einem ausgedehnten Starkwindgebiet mit Wind bis zu 30 kn und heftigen Böen im Chesterfield Reef und vor der Ostküste Australiens blieben wir noch einige Tage dort –  tatsächlich waren wir neun Tage im Chesterfield Reef vor Anker!
Auch wollten wir nicht am Wochenende in Bundaberg, dem nächst gelegenen Einklarierungshafen, ankommen, denn das kostet die doppelten Gebühren!

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Eine Antwort zu Bei den Vögeln im Chesterfield Reef

  1. Barbara, the desk-sailor schreibt:

    Hi. Ihr frischgebackenen Aussies,
    heute hat der Tag 25 Stunden – also nix wie ran an die Tastatur!
    Während hierzulande die zarteren Seelchen wegen der Winter-Zeitumstellung
    von gigantischen 60 Minuten um ihr inneres Gleichgewicht ringen,
    zappt Ihr Euch mit vollen Segeln durch die Zeitzonen.
    So schaut es also aus, das Paradies – flach, türkis glitzernd und würzig duftend.
    Schöner geht’s wahrscheinlich nicht, und wenn Ihr Seemeilen-Killer Euch ganze fürstliche neun Tage in dieser Schatzkiste namens Coral Sea gönnt, sagt das alles.
    Ich hätte spätestens da einen Einbürgerungsantrag gestellt, nachdem Ihr doch schon in Euren letzten Posts ein Feuerwerk an Superlativen gezündet hattet.
    Genau das richtige Begleitprogramm für unsere häuslichen Verschönerungsarbeiten.
    Läuft doch (fast) wie von selbst, wenn man sich zwischendurch mal dorthin träumen kann, wo die Südseetrommeln wummern, und die Strandnixen das Meer verhauen :-))!
    More movies welcome!
    Voilà: Die Südsee-Hitparade der Erlanger Juy:
    Platz 1: Das Schlußbild vom 27.9. Bisouuu!
    Platz 2: Die reizende Veronique und ihre Show-Dancers vom 20.9., dicht gefolgt von
    Platz3: Den im Vergleich dazu regelrecht vermummten Folklore-Beauftragten auf Vanuatu vom 7.9.
    Platz 4: Der unglaubliche Lotusblumenstrauß und dahinter der selig lächelnde Captain im kulinarischen Melonenhimmel vom 20.9. Bild Nr.9
    Platz 5: Der Passant vorm Immobilienbüro vom 27.9. Bild Nr.6
    Platz 6: Die Imbiß-Sisters mit Hygiene-Hauben vom 27.9. Bild Nr. 7
    – EU-Bürokratie in der Südsee – no comment.
    Platz 7: Der minimalistische Supermarket samt Fuel Station vom 20.9.
    Spaghetti mit Maggi, Tomatensoße und Knoblauch sind also mittlerweile auch in der Südsee angekommen, wenn auch überwiegend theoretisch …
    Zum Schluss gibt’s dann noch einen Verweis für den frechen Bengel, der den kleinen Hund am Schwanz zieht, und einen letzten Gruß an das fesche weiß gepunktete Huhn vom 20.9.
    Mittlerweile liegt Ihr ja vor Barubbra Island und das große Abenteuer Down Under kann beginnen!
    So keep safe and beware of new friends like
    – the box jellyfish
    – the blue-ringed octopus
    – the stone fish
    – the redback spider
    – the funnelweb spider
    – the brown snake
    – the tiger snake
    – the saltwater crocodile
    – the taipan
    and last but not least
    – dem weißen Haiaiai!!
    So long and bye-bye
    B&B

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