Eine weitere Inseltour mit Wayan führte uns nach Semarapura ( Klungkung). Der Inselgarten mit dem schwimmenden Pavillon im Lotosteich gehörte einst zu dem Königspalast, der von den Holländern als ehemalige Kolonialmacht zerstört wurde. Als einziges blieb nur das Eingangstor übrig.
In der Halle der Gerechtigkeit, „Kerta Gosa“, die bis 1950 als höchster Gerichtshof auf Bali fungierte, wurden Fälle entschieden, die woanders nicht gelöst werden konnten.
Auf den Deckengemälden kann man die himmlischen Freuden betrachten, die einen nach einem tugendhaften Leben erwarten, aber andererseits auch die Höllenqualen und Folterungen, die einem nach Diebstahl, Lügen, Mord, Ehebruch blühen, oder wenn man ein fauler Bauer war, seine Mutter und seinen Vater nicht entsprechend geehrt hat oder in der Öffentlichkeit gepupst hat. Überaus drastische Darstellungen!
Schon auf der ganzen Fahrt fielen uns die unzähligen Mopeds und Motorräder auf, die mit festlich gekleideten Menschen, vor allem auch mit Jugendlichen besetzt waren und Richtung Fledermausgrotte „Goa Lawah“ unterwegs waren.
Es war ein Feiertag, der „Saraswati“ Day of Knowledge. Er ist der Göttin der Wissenschaft, der kreativen Künste, der Sprachen und der Weisheit gewidmet und wird zweimal im Jahr mit Priestern, Opfergaben und Gebeten gefeiert.
Tausende Fledermäuse bevölkern die tief ins Innere eines Felsenriffs führende Höhle, die erst im 20km entfernten Muttertempel Besakih enden soll. Am Eingang steht der Pura Goa, ein Staatstempel der Könige von Klungkung.
Übernachtet haben wir in Padangbai, einem wichtigen Fährhafen für Transit-LKWs auf ihrem Weg über Lombok nach Ostindien. Er liegt in einer malerischen blauen Meeresbucht, umgeben von Palmen bestandenen Hügeln, die es per pedes zu überwinden gilt, wenn man an den schönen Badebuchten „Blue Lagoon“ und „White Sand Beach“ relaxen will. Abends werden dort in den Strandlokalen u.a. auch sehr leckere frische Fische gegrillt.
Der Tag nach „Saraswati“ wird „Tag der Reinigung“ genannt, an dem die Balinesen im Meer, in Flüssen oder Seen gründlich Körper und Seele reinigen.
Da passte es ausgezeichnet, dass unser nächster Stopp am nächsten Tag die „königlichen Bäder Tirthagangga“ waren, in denen wir uns mit dem heiligen Quellwasser der Göttin Gangga erfrischen und auch reinigen konnten. In einigen der hübsch angelegten Becken, die mitten in den Reisfeldern am Fuße des höchsten Berges „Agung“ liegen, tummeln sich unzählige Koikarpfen, die auf Grund der vielen Touristen entsprechend stattliche Ausmaße angenommen hatten. Auch die Händler mit ihren bunten Sarongs, Schmuck -, und Kunsthandwerksartikeln kommen hier bestimmt voll auf ihre Kosten.
Dort sahen wir neben einem riesigen Flughund auch ein Exemplar der Luwakschleichkatzen aus der Nähe, die die Bohnen für den teuren Katzenkaffee ausscheiden.
Weiter gings in das Bergdorf „Tenganan“, wo die „Bali Aga“, Ureinwohner Balis leben und bis heute ihre prähinduistische Kultur nach strengen Regeln leben.
Uns erschienen die Dorfbewohner allein durch ihre „freizügige“ Kleidung eher moderner als rückständig traditionell.
Das Dorf ist im altmalaiischen Grundriss aufgebaut. In der Mitte der breiten „Hauptstraße“ befinden sich Reisspeicher, Schreine und Versammlungshallen, zu beiden Seiten davon ziehen sich die Wohnhäuser, die jetzt auch als Souveniershops fungieren, den Hügel hinauf. Wir hatten Glück, dass noch keine Touristenströme das Dorf gestürmt hatten und nur einige wenige Läden geöffnet waren.
Tenganan ist nämlich für seine teuren Ikatstoffe berühmt, die von Frauen in monatelanger Arbeit aufwändig hergestellt und nur mit Naturfarben gefärbt werden. Den kostbaren Stoffen und den daraus gewebten heiligen Tüchern werden magische Kräfte nachgesagt und sie werden zu besonderen Anlässen und Feierlichkeiten angelegt.
Außergewöhnlich fanden wir neben den stolzen Preisen der Ikatsarongs die in allen erdenklichen Neon -, und Regenbogenfarben eingesprühten Hähne unter ihren Körben. Einfach so als Joke!
Zurück in unserem Dorf Serangan liefen weiterhin die Vorbereitungen auf das große Tempelfest, das erstmalig hier stattfindet und einen Monat andauern soll.
Von unserem Taxifahrer erfuhren wir, dass vor einem Tempel gerade Hahnenkämpfe stattfinden würden, die eigentlich heutzutage verboten sind, aber einen Tag vor einer sehr großen religiösen Zeremonie von der Polizei toleriert werden.
Überall haben wir schon die lauten Kikeriki-Rufe von den Höfen hinter den Mauern gehört und gesehen, wie die Männer ihre Hähne aus den Körben holen und hingebungsvoll streicheln.
Der Hahnenkampf ist an sich ein uraltes balinesisches Ritual, heutzutage aber Hobby, Sucht, zuweilen auch Lebensinhalt, der bei einigen schon zum Verlust von Haus und Hof geführt hat.
An einem Fuß jedes Hahnes wird ein scharfes Messer angebracht und dann werden zwei vorher ausgewählte Tiere aufeinander losgelassen. Um sie anzustacheln werden ihnen vorher noch kleine Federbüschel ausgerissen. Da die Hähne keine männliche Konkurrenz zulassen kämpfen sie gegeneinander bis zum bitteren Ende oder bis einer freiwillig die Flucht ergreift. Vor jedem Kampf wettet das nur aus Männern bestehende Publikum auf den Sieger und begleitet das ganze Spektakel lautstark. Geldbündel fliegen quer durch die Luft und wir konnten uns nicht vorstellen, wie und an wen die Gewinne schließlich ausgezahlt werden konnten, so ein Durcheinander war das! Der Besitzer des Siegerhahnes bekommt traditionell ein Bein vom erlegten Tier, das später im Suppentopf landet.
Die Kämpfe waren sehr kurz und richtig brutal, aber die Atmosphäre war trotzdem faszinierend!
Wir zwei waren die einzigen Nichtbalinesen, also eine Touristenveranstaltung war es auf keinen Fall. Für die Balinesen war es ein weltliches Vergnügen, dem sie mit Leidenschaft frönen, vom rituellen, religiösen tieferen Sinn konnten wir nichts spüren.
Für uns war es ein interessantes Erlebnis, aber es war das erste und auch das letzte mal, dass wir uns einen Hahnenkampf angesehen haben.
Wegen der großen Zeremonie war am nächsten Tag Feiertag, alle Warungs und Geschäfte waren geschlossen, nur die muslimische Bevölkerung arbeitete und machte gute Geschäfte mit den durstigen, hungrigen Gläubigen, die von ihrem neuen Tempel zu einem überdachten Versammlungsort am Meer pilgerten. Dort wurden die Opfergaben an einem Altar abgelegt, von Priestern gesegnet, Gebete von Gamelanmusik unterbrochen und Stunden später prozessierten alle wieder mit ihren Gaben zurück zum Haupttempel.