Unterwegs in Nordthailand

 

Von Bangkok aus fuhren wir mit einem Minivan Richtung Norden in die Ruinenstadt Ayutthaya. Sie wurde um 1350 gegründet, gewann Anfang des 15.Jahrhunderts an Macht, entwickelte sich im 16. Jahrhundert zu einem prunkvollen mächtigen Zentrum, bevor die Birmanesen die Stadt 1767 fast völlig zerstörten.
Wir mieteten uns einen Scooter und grasten damit erstmal die Hauptinsel von Ayutthaya ab, auf der sich die imposantesten historischen Stätten wie der Königspalast befinden und anschließend besichtigten wir auch noch die Sehenswürdigkeiten jenseits der Flüsse, Tempel, Klöster ein Elefantencamp…

 

 

 

 

 

 

 

Obwohl die meisten Bauten zerstört worden sind zeugen doch die Ruinen noch von dem ehemaligen Reichtum aus jener Zeit.

Unsere nächste Etappe machten wir mit einem langsamen „Expresszug“, der zwar wesentlich teurer ist als die verschiedenen anderen, hielt aber nicht an jedem Bahnhof und war durch AC, bequemere Sitze, Imbiss und Getränke auch viel angenehmer. Die eingleisige Strecke durch Reisfelder und wilde Landschaften ist 600 km lang und unser Zug brauchte dafür 12 Stunden.

 

 

Chiang Mai, eine ehemalige Hauptstadt des Lannareiches und zweitwichtigste Stadt Thailands liegt einmalig schön im Tal des Ping, ist umgeben von Bergen, hat ein angenehmeres Klima als Bangkok, und ist für seine Märkte, Museen, kunsthandwerklichen Erzeugnisse und vorallem für seine 300 Wat !! berühmt. Oh weeeh !!!
Dementsprechend gestalteten sich unsere Sightseeing-Tage in der Stadt ziemlich anstrengend.
Allein schon innerhalb der Stadtmauern befinden sich zahlreiche eindrucksvolle Wat. Die meisten entstanden in der Blütezeit(13. – 16. Jahrhundert), als Chiang Mai ein wichtiges Zentrum des Theravada- Buddhismus war.

 

 

 

 

 


An einem Verkaufsstand vor einem Tempel wurden lebende Vögel in Körben, kleine Schildkröten in Plastiktütchen und verschiedene Fische in Eimern angeboten. Die Gläubigen übergaben nach entsprechenden Gebeten dem Fluss die schwimmenden Tiere oder ließen die Vögel in die Lüfte fliegen und erhofften sich damit ihre eigene Chance auf Glückseligkeit zu erhöhen.

 

 


Auch die unzähligen kreativ gestalteten Möglichkeiten für die Mönche zu opfern lassen uns immer wieder aufs Neue staunen. Vor den Tempeln sowieso, aber auch in den Städten gibt es ganze Straßen, in denen man Gaben für die Mönche kaufen kann. Sie sind oft schon in großen Überraschungseimern zusammengestellt und beinhalten z.B. Colgate Zahncreme, Mundwasser, Zahnbürste, Klopapier, Taschenlampe, Batterien, Steckdosenleiste, Wasserflasche, orangefarbene Tücher, Kissen….

 

 


Nach ein paar Tagen wollten wir raus aus der Stadt und brachen mit einem Leihwagen zu unserer Nordthailand Rundreise auf.
Unser erstes Ziel sollte das Gebiet des“Goldenen Dreiecks“ sein. Die Region umfasst Teile von Thailand, Laos und Myanmar und ist geschichtlich mit Opium- und Heroinhandel verbunden. Auf unserer Tour merkten wir sehr bald, dass in diesem ganzen Grenzgebiet an Checkpoints vermehrt Militärpolizei Kontrollen durchführten, da Thailand nach wie vor Transitland für Opium ist.
Der Schlafmohn wurde von südchinesischen Einwanderern in die Bergregionen gebracht, gedieh in der Höhenlage sehr gut und warf große Gewinne ab. 1959 wurde die Opiumgewinnung in Thailand verboten, blühte allerdings während des Vietnamkrieges wieder auf.
In der Zwischenzeit wurden die Bergstämme allerdings dabei unterstützt, statt Mohn andere Kultur- und Nutzpflanzen neben dem traditionellen Reis anzubauen. Man sieht Tee – und Kaffeeplantagen,
Erdbeerfelder, Obstbäume…und sehr viel Gemüseanbau.

 

 

 

 

 

Nach einem kurzen Besuch einer Höhle, in der Gläubige Buddhastatuen und andere Gaben geopfert hatten, fuhren wir in das idyllisch in einem Flusstal gelegene Örtchen Tha Ton. Es wird von einem großen Tempelkomplex beherrscht, der in verschiedenen Ebenen an einem Berg angelegt ist. Neben einem imposanten weißen Buddha, einem Klosterseminar, goldenen Chedis und weiteren Statuen befindet sich auf dem Gipfel eine bunte Kristallpagode,in deren Inneren sich ein umfangreiches Museum befindet. Von oben hat man einen atemberaubenden Blick auf das Dorf, den Flusslauf, das Tal und die Berglandschaft von Myanmar.

 

 

 

 

Nach einem kurzen Stopp bei einem Elefantencamp fuhren wir wieder in die Berge. An einer Kurve mitten in der Pampa trafen wir auf eine Frau von dem Bergvolk der Akha, die uns mit ihrem vom Betelnuss kauen blutroten zahnlosen Mund ihre Früchte anbot. Das Angebot war sehr mager, aber wir kauften ihr ein paar gammelige Maracujas ab und fuhren dann einen kleinen steilen Weg weiter, in der Hoffnung dort auf ein Bergdorf zu treffen. Beim Dorfeingang waren wie in jedem Akhadorf Holzfiguren aufgestellt, um die Bewohner vor den bösen Geistern zu schützen. In einer herrlichen grünen Umgebung wurde uns ein traditionelles Essen serviert. Es war frisch zubereitet mit allerlei Gewürzen und Grünzeug und schmeckte sehr lecker.

 

 


Wie wir schon sehr oft erfahren mussten, hat das Thaiessen auch so seine Tücken. Vergisst man bei der Bestellung “ Not spicy“!!! zu sagen, dann ist das Essen für uns, die wir wirklich gerne würzig essen, manchmal leider nicht genießbar.

Mae Sai, die nördlichste Stadt Thailands ist über eine kurze Brücke mit dem Nachbarland Myanmar verbunden. Hier geht es hektisch zu, weil viele Hândler rüberkommen, um ihre Waren wie z.B. Lackdosen, Jadeschmuck, Edelsteine und geschnitztes Kunsthandwerk verkaufen wollen.

Zum Dinner wagten wir uns an ein Fondue am Straßenrand der Hauptstraße. Wir wählten verschiedene Fleisch -und Fischsorten, Scampis, Pilze, dazu Glasnudeln und ein großes Sieb voll mit bekanntem und unbekanntem Grünzeug. Wir setzten uns auf kleine unbequeme Kinderstühlchen an kleine Tischchen, bekamen einen Tontopf mit brodelnder Brühe und genossen unser vorzügliches sehr preiswertes Fondue. Die Getränke kauft man im nahe gelegenen kleinen Supermarkt 7 / 11.

 

 

Das am Mekong gelegene Dorf Sop Ruak liegt am Scheitelpunkt des Goldenen Dreiecks, wo die drei Länder aufeinanderstoßen. Genau zu diesem eigentlichen Goldenen Dreieck werden sehr viele Touristen hingekarrt, unterwegs hatten wir bis dahin kaum welche gesehen.

Wir besuchten in diesem Ort das sehr interessante Museum “ House of Opium“ und übernachteten in Chiang Khong, wo wir vom Balkon aus über den Mekong nach Laos blicken konnten und von drüben die laotische Musik zu hören war.

 

 

Unser Wirt empfahl uns für den nächsten Tag eine wunderschöne Fahrt in die Berge über Phra Pang nach Chiang Rai. Wir hatten wie immer bisher tolles klares Wetter, relativ gute Straßen, sahen schöne Landschaften, weite Ausblicke, kleine Bergdörfer, emsige Bauern und das Beste, keinen Müll, obwohl hier alles und jede noch so kleine Portion Sojasauce in Plastik verpackt wird.

Wie schon so oft zuvor mussten wir feststellen, dass wir ohne Google Maps aufgeschmissen gewesen wären. Die meisten Hinweisschilder sind für uns unlesbar, wenn die Buchstaben nicht in unsere übertragen werden, was leider allzu oft der Fall ist.

 

 

Angekommen in Chiang Rai ging es gleich zum Nachtmarkt. Man kann zwischen vielen Ständen herumschlendern, es gibt viel zu gucken, eine große Auswahl zum Essen, hübsche Thai Mädchen tanzen zu ihrer Musik und schaffen die passende Atmosphäre und die Leute sind zurückhaltend und nicht penetrant. Ab jetzt muss immer oder zumindest öfter ein Nachtmarkt sein.

 

 

 

 

Nahe der Stadt hat ein Künstler den “ Weißen Tempel“ und den “ Blauen Tempel“ geschaffen, die natürlich ganz anders als die älteren oder alten sind, aber trotzdem schon sehr beeindruckend. Der Künstler wird hochverehrt und er will die weiße Tempelanlage noch erweitern und zwar mit Geld, das nur über Kleinspenden zusammengetragen werden darf.

 

 

 

 

Auf dem Weg in den nordwestlichen Teil von Nordthailand kamen wir direkt neben der Straße an heißen Quellen vorbei. Ein Geysir von 98 Grad schoss in die Höhe, nebenan konnte man an einem Stand rohe Eier kaufen und sie in dem heiligen heißen Wasser opfern, oder sich die Füße schön verbrennen.

 

 

Auf in den Doi Inthanon Nationalpark, wo Angehörige der Bergvölker leben und jetzt statt Opium Gemüse und Blumen anbauen, wo man mehrtägige Trekkingtouren buchen oder allein Flora und Fauna , Wasserfälle und Höhlen kennenlernen kann.
Wir übernachteten außerhalb des Parks und besichtigten am nächsten Tag den größten Wasserfall Thailands, den Mae Ya Waterfall. Anschließend fuhren wir auf kurvenreicher Strecke auf den 2565 Meter hohen Gipfel des höchsten Berges des Landes. Dort hoch oben wurden dem Königspaar König Bhumibol und Königin Sirikit jeweils ein Mosaikchedi zum Denkmal gesetzt.

 

 

 

 


Vom Gipfel ging es auf der anderen Seite wieder über geschätzte Tausend Kurven hinab nach Mae Hong Son, das malerisch in einem bewaldeten Tal liegt. Per Zufall entdeckten wir an einer Straße ein Schild mit einer sogenannten Giraffenfrau, die wir unbedingt sehen wollten. Überall in den Büros werden Tagestouren zu diesen Stämmen angeboten, aber wir hatten nie irgendwelche Infos, wo diese Stämme leben. Wir folgten den wenigen Hinweisschildern, die dann plötzlich ausblieben. ,wollten schon umdrehen, aber dann tauchte wieder ein Schild auf. Immer weiter folgten wir dem Tal bis wir vor einem Fluss stehen bleiben mussten. Gegenüber war ein Dorf und etliche Kanus . Wir winkten und ein Fährmann holte uns ab und setzte über.

Wir mussten einen Obulus für die Gemeinschaft entrichten und durften dann durch das Dorf, wo etliche Long Neck Frauen und kleine Mädchen Webwaren, Schmuck und andere Handarbeiten anboten. Es war anfangs schon ein bisschen befremdlich und wir hatten etwas Scheu, sie zu fotografieren – deshalb gibt es nur wenige Bilder- , aber die Frauen und Mädchen waren ganz unbefangen, haben unsere Fragen beantwortet, waren nett und nicht aufdringlich. Das Beste war für uns, dass wir die einzigen Touris waren und nicht gerade ein ganzer Bus seine Gäste abgeladen hatte.
Die sogenannten „Giraffenfrauen“ gehören dem Padaung Bergvolk an, das dem Stamm der Karen zugerechnet wird. Viele stammen aus dem nahe gelegenen Myanmar.
Schon mit 5 Jahren werden den kleinen Mädchen die ersten Messingspiralen angelegt, die circa 10 cm hoch sind. Je nach Wachstum werden sie wieder abgenommen und durch schwerere mit mehr Windungen ersetzt. Mit der Hochzeit erhalten die Frauen den Halsschmuck, den sie ihr Leben lang tragen, er kann bis zu 8kg schwer sein. Der traditionelle Beinschmuck, wo die Spiralen vom Knöchel bis unters Knie reichen, ist nur noch selten zu sehen. In dem Dorf haben wir auch viele Frauen und Mädchen ohne die Halsspiralen gesehen, weil es heutzutage den Leuten freigestellt wird, ob sie diese Tradition weiterführen wollen.

 

 

 

 

Den Abend verbrachten wir in Mae Hong Son , wieder auf einem Nachtmarkt, mit schönem Blick auf einen kleinen See und golden funkelnde Tempel. Dieses Mal gönnten wir uns einen großen gegrillten Fisch und einen Papayasalat, der leider wieder einmal viel zu scharf war.

 

 


Auf dem Rückweg nach Chiang Mai besuchten wir nördlich von Soppong das riesige Höhlensystem Tham Lot, eins der größten von Südostasien. Man darf es nur mit einem Guide betreten, denn allein wäre man trotz Taschenlampe hoffnungslos verloren. Es besteht aus drei miteinander verbundenen Hohlräumen, die zusammen eine unterirdische Schlucht bilden, die von einem Fluss durchschnitten wird. Auf einem Teilstück wird man per Floß von einer Höhle zur nächsten befördert, was im Dunkeln, nur mit den Petroleumlampen, den unzähligen Fledermäusen an der Höhlendecke, und den vielen großen Fischen eine gespenstische Atmosphäre erzeugt.

 

 

Zurück in Chiang Mai verbringen wir noch ein paar Tage mit Massagen und leckerem Essen bevor wir zu unserem nächsten Ziel Vietnam aufbrechen.

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Eine Antwort zu Unterwegs in Nordthailand

  1. Ruth Ulrich schreibt:

    Super anschaulich geschilderter Bericht! Wir sind gespannt auf Vietnam.
    Ruth und Jochen
    gerade auf dem Weg nach Zweibrücken zum Nasenschnitzer

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