Sabai-dee Lao

Von Hanoi aus flogen wir in den Norden von Laos nach Luang Prabang.
Luang Prabang bietet alles, was sich ein Urlauber nur wünschen kann. Es liegt in einer herrlichen Landschaft vor nebligen Bergen am Zusammenfluss von Mekong und Nam Khan, hat circa 33 vergoldete Tempel, eine wunderschöne Altstadt mit restaurierten Villen, Gästehäusern, Hotels, Restaurants und Cafés aus der französischen Kolonialzeit, viele Märkte und enge Gässchen, in denen man tagelang herum schlendern kann. Trotz der vielen Touristen, besonders auch aus den asiatischen Nachbarländern, herrscht hier eine angenehme entspannte Atmosphäre ohne jegliche Hektik.

Als erstes unternahmen wir mit einem Langboot eine Flussfahrt auf dem Mekong zu den Pak Ou Höhlen. Hoch oben in den Kalksteinklippen kann man Hunderte von verschiedenen Buddhafiguren bestaunen, die Gläubige schon seit vielen Jahren dort geopfert hatten.


Der nächste Stopp war das Lao-Laodorf Ban Xang Hay, das für seinen Whisky, seine verschiedenen fruchtigen Liköre und aromatisierten Reisweinschnäpse bekannt ist. Außerdem konnte man dort natürlich schöne handgewebte Stoffe und die üblichen Souvenirs erwerben.

In Luang Prabang schlenderten wir nach dem Sunset am Mekong immer durch die schön beleuchtete Altstadt, genossen fremde laotische Spezialitäten und das leckere Beerlao. Besonders der Nachtmarkt mit seinem großen Angebot und die Fressgasse zog abends die Touristenströme an. Es gab sehr leckere laotisch-deutsche Würste! Heiß begehrt!!

Sehr interessant und vorallem beklemmend war für uns der Besuch des UXO-Info-Centers. UXO bedeutet “ Unexploded Ordnance“. Im Vietnamkrieg wurden über Laos 200 Millionen Streubomben abgeworfen, von denen circa 80 Millionen nicht explodiert sind und bis heute ganze Landstriche vorallem im Norden und Nordosten von Blindgängern und Minen verseucht sind. Durchschittlich stirbt oder verletzt sich heute noch ein Mensch täglich durch eine Explosion! Falls die Säuberung in der bisherigen Geschwindigkeit fortgesetzt wird, dauert es noch 130 Jahre bis das Land minenfrei ist!

Zwischen 1964 und 1973 fand in Laos der sogenannte „Geheime Krieg“ statt, in dem das offiziell politisch neutrale Laos in die Kämpfe zwischen dem kommunistischen Nordvietnam und dem imperialistischen USA hineingezogen wurde. Auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad, der teils durch laotisches Gebiet führt, wurden Waffen und Versorgungsmittel von Nord- nach Südvietnam transportiert und das veranlasste die USA, das kleine Land massiv zu bombardieren.
Laos ist das am meisten bombardierte Land der Welt, gemessen an seiner Einwohnerzahl.
Vorallem in der Landwirtschaft und bei Bauarbeiten werden immer noch viele durch die uxos getötet oder schwer verletzt, die meisten Opfer sind Kinder, die gefundenes Kriegsmaterial zum Spielen verwenden wollen. Auch die bettelarmen Dorfbewohner verlieren ihr Leben, weil sie der Versuchung nicht widerstehen können, den Kriegsschrott als Metallschrott zu Geld zu machen.

Verschiedene ausländische Organisationen, auch aus Deutschland, beteiligten sich an der Säuberung, indem sie Suchtrupps ausbildeten, Metalldetektoren lieferten, Sprengmeister ins Land schickten und vorallem eine Initiative zur Aufklärung der Schulkinder und der Landbevölkerung auf den Weg brachten.
Für zwei Tage brachen wir nach Nong Khiao auf, das sehr idyllisch zwischen steilen Karstfelsen am Ou- Fluss gelegen ist. Hier herrscht eine friedliche stille Atmosphäre und man kann sich gar nicht satt sehen an dem phantastischen Panorama beidseitig des ruhig dahin fließenden Flusses.

Unsere gebuchte Unterkunft hatte zwar drei Sterne, die Bauphase war aber noch lange nicht beendet und die Gäste schienen deshalb Nebensache zu sein. Die „Frühstücksbestellung“ , normaler Kaffee oder gar der Wunsch nach Tee, und neue Handtücher stellten schon eine große Herausforderung für das Personal dar. Naja, die Betten waren zumindest nagelneu und nicht so steinhart wie meistens und in dem Ort gab es noch einen ganz ursprünglichen Markt, nur für die eigene Bevölkerung.

Bei einer Tagestour fuhren wir mit einem Boot stromaufwärts und besuchten als erstes das ganz abgelegene, aber touristische Muang Ngoi Neua, das nur auf dem Wasserweg erreichbar ist. Der alte Ort mit seinen drei historischen Klöstern wurde im Vietnamkrieg total von Bomben zerstört. Das wieder aufgebaute Dorf wurde Ende der 1990-er Jahre von Backpackern entdeckt, die für 1$ pro Nacht wochen- und monatelang in dieser schönen Umgebung mit Opiumrauchen relaxen konnten. Seit die Regierung radikal gegen Drogen vorgegangen ist, zieht es jetzt eine andere Klientel in die besser ausgestatteten Guesthouses und guten Restaurants.

Bei unserem Besuch fand gerade eine Hochzeit statt, zu der zahlreiche Gäste, alle in Festtagskleidung, mit Booten angereist waren.

Bei unserem Rundgang über die einzige „Straße“ erfuhren wir von dem Apotheker von der Bambusschule, einer deutschen Stiftung, die die medizinische Versorgung und Schulausbildung in Laos unterstützt hatte, aber jetzt aus politischen Gründen in Nepal Gutes tut.

Der nächste Stopp brachte uns in ein Dorf, in dem unserem Empfinden nach kaum Touristen vorbei kommen. Viele Kinder sind ohne Schuhe, die kleinsten teils ganz nackig. Neugierig und scheu zugleich kamen sie aus ihren Hütten und suchten unsere Nähe. Sie freuten sich riesig, als wir ihnen unsere Lunchpakete, Reis mit Gemüse und Fleisch im Bananenblatt, geschenkt hatten. Wenn wir gewusst hätten, wie wenig Abwechslung und Spielsachen Kinder in diesen Dörfern haben, hâtten wir gerne ein paar Dinge oder Süßigkeiten mitgebracht.

Von dort aus wanderten wir in herrlicher Landschaft, vorbei an abgeernteten Reisfeldern, über Bambusstege, glitschige Steine im Wasser, durch Wäldchen ein Bachbett hinauf bis zu einem Wasserfall mit erfrischendem klaren Wasser.

Zurück ging es per Kajak, mit dem wir entspannt paddelten oder uns einfach stromabwärts treiben ließen bis wir schließlich noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang am Ausgangspunkt ankamen.
Wieder in Luang Prabang wollten wir, wie alle Besucher dieser Stadt, einmal die Almosenprozession der Mönche, Tak Bat, miterleben.
Bei Tagesanbruch machen sich zahlreiche orangegelb gekleidete Mönche noch in der Dämmerung barfuß auf den Weg und nehmen von den Gläubigen Klebreisbällchen in ihren Bettelschalen entgegen.
Die frommen Gebenden erwerben dadurch Verdienste und spirituellen Gewinn und die Mönche befolgen ihr Armuts- und Demutsgelübde.
Da inzwischen jeden Morgen Massen von Touristen abgesetzt werden und alle aus der Nähe fotografieren wollen, teilweise sitzen sie auch zwischen den Gläubigen auf den kleinen Kinderstühlchen und überbringen ihre Opfer, wirkt diese eigentlich stille Zeremonie schon eher wie eine Veranstaltung und gar nicht mehr feierlich.


Eine 7-stündige Fahrt in einem vollgestopften Minivan führte uns über unzählige Kurven durch bewaldetes Gebirge Richtung Südosten nach Phonsavan. In der Umgebung liegen rund 2500 große Krüge, Bruchstücke und Deckel in der sogenannten “ Ebene der Tonkrüge“ verstreut herum. Diese Gefäße sind teils über 2m hoch, 1t schwer und bestehen nicht aus Ton, sondern aus Gestein. Bis heute ist der Sinn und Zweck der über 2000 Jahre alten Krüge nicht geklärt. Die Meinungen schwanken zwischen Bestattungsurnen oder Aufbewahrungsbehältnissen.

Auch in dieser Gegend hat der Vietnamkrieg bei der Bevölkerung großen Schaden angerichtet, die alte Provinzhauptstadt wurde komplett zerstört, und viele Bombenkrater bestimmen das Landschaftsbild. Man konnte zwischen den Krügen zwar umherlaufen, durfte aber die vorgegebenen Wege wegen der Blindgänger nicht verlassen.

Da wir uns die vielen Stunden der Rückreise mit dem Van ersparen wollten, gönnten wir uns einen billigen Flug in einer einmotorigen Maschine. Wir waren nur zu viert im Flugzeug, hatten eine wunderbare Sicht auf die Bergwelt und landeten schon 30 Minuten später sicher am Airport von Luang Prabang.

Nachdem wir Thailand und Vietnam schon kennen gelernt hatten, erscheint uns Laos sehr authentisch und vom Massentourismus verschont. Das Land hat viel zu bieten: schmackhaftes und interessantes Essen, günstige Preise, Natur und Kultur und sympathische und gelassene Laoten. Viele Reisende kommen mehrfach in dieses sympathische Land.

 

 

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